Sitten und Gebräuche im Kongo
Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika |
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Nur Naturmenschen vermögen sich mit solcher Leidenschaft und ungezügelter Lebensfreude dem Tanz hinzugeben. So wild aber auch die Tänze den Zuschauern erscheinen, so bewegen sie sich doch immer in den alten ehrwürdigen Formen. Nur beim Dorftanz, dem Freudentanz, sind Männer und Frauen zusammen. Bei Kriegs= und Jagdtänzen vereinen sich nur die Männer, und den Frauen ist es lediglich gestattet, am Rande des Platzes als Zuschauer Aufstellung zu nehmen. So wie es nur Tänze für die Männer gibt, gibt es auch solche nur für Mädchen. In einer Vollmondnacht konnten wir einmal einen solchen Tanz der Mädchen sehen. Zuerst standen die weißgepuderten Tänzerinnen in gebückter Haltung, den Blick zur Erde gesenkt. Eine fettartige Masse hatte als Puder gedient. Mit trippelnden Schritten begann im Gänsemarsch der Tanz. Schneller und schneller bewegten sie sich im Kreise, um zum Schluß im tollen Wirbel auseinanderzustieben. Dann mischten sich ältere Frauen in den Tanz. Es war ein phantastisches Bild, im fahlen Licht des Vollmondes die weißen Mädchenkörper zwischen den ebenholzfarbenen der Frauen zu sehen. GRAUSAME SITTEN UND GEBRÄUCHE Hatten uns im südlichen Industriegebiet Katanga die muskelbepackten Schwarzen als Industriearbeiter imponiert, so überraschten uns die kleinen wendigen Krieger und Jäger des Regenwaldes durch ihre grausamen Sitten und Gebräuche. Die Völker des Kongo sind als besonders grausam bekannt, und die Gerüchte von Kannibalismus, wonach Menschen getötet und verzehrt werden, verstummen nicht. Oft genug wurden wir vor einer Kongoreise gewarnt. |
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Wir hatten gerade ein Dorf der Lolo=Mongo erreicht. Da flogen auch schon aus dem Hinterhalt unserem Wagen, den wir vorsorglich geschlossen hatten, Pfeile entgegen. Brand fuhr trotzdem laut hupend bis in die Mitte des Dorfes, das wie ausgestorben vor uns lag. Der Dauerton unseres Hornes schien die Bewohner doch erschreckt zu haben. Erst als wir einige Zeit in unserem Wagen verweilten und an Stelle der Hupe laute Radiomusik ertönen ließen, wagten sich vorsichtig einige Männer heran. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis unser Fahrzeug von vielen kleinen, höchstens 1,50 Meter großen und mit Pfeil und Bogen bewehrten Kriegern umstellt war. In einem unendlich erregten und lauten Palaver wurde die Verhandlung zwischen Brand, dem Häuptling und seinen Beratern geführt. Ich muß ehrlich sagen, daß mir dabei keineswegs wohl zumute war. Brand schien jedenfalls auch nicht ganz sicher zu sein, und er rief mir zu: "Jürgen, den Burschen müssen wir anders beikommen! Reich mal das Päckchen herüber!" Nun wußte ich, was er wollte. |
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Brand hatte sein listiges Lächeln wiedergewonnen, als er mit einem Streichholz den ihm gereichten Packen entzündete und in die Luft warf. Ein gewaltiger Knall zerriß die Mittagsstille, und heulend zischte eine Signalrakete in die Höhe. Das war zuviel für die feindlichgesinnten Männer, und ihre anfängliche Widerspenstigkeit verwandelte sich schnell in tiefe Ergebenheit. Als Brand dem Häuptling noch einige Geschenke machte, war der Bann restlos gebrochen, und wir genossen sein volles Vertrauen. Dadurch bekamen wir Gelegenheit, eine der sensationellsten Rechtsprechungen am Kongo zu erleben. |
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